Die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft – Futter und Fütterung

In unserer Artikel-Serie über die Umstellung von konventioneller auf ökologische Landwirtschaft beleuchten wir diesmal das Thema Futtermittel und Fütterung. Wir beziehen uns wieder auf die Vorgaben, die das Naturland-Siegel vorschreibt. Grundsätzliche Voraussetzungen im Bereich Futter sind:

  • Mindestens 50% des Futters muss vom eigenen Betrieb stammen (oder von einem Betrieb, der entsprechendes Futter bereitstellt (in diesem Fall muss eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Betrieb und Naturland vorliegen)
  • Die Positivliste bei Futtermitteln für Monogaster (Schweine, Geflügel) ist auf einige wenige, klar definierte Eiweißfuttermittel begrenzt (stehen noch nicht in ausreichender Menge aus ökologischer Erzeugung bereit)
  • Bei Milchvieh und Mutterkühen ist die ausschließliche, ganzjährige Fütterung mit Silage verboten; im Sommer muss Grünfutter angeboten werden (1)

 

Welche Herausforderungen bringt die Bio-Fütterung mit sich?

 

Herausforderung 1: die Deckung des Eiweiß – und Energiebedarfs!

Grundsätzlich besteht ein Verbot von chemisch-synthetischen Futterzusätzen und Leistungs – und Wachstumsförderern. Zur Krankheitsprophylaxe dürfen weder NPN-Verbindungen, noch synthetische Aminosäuren oder denaturierte Eiweiße eingesetzt werden. Auch dürfen keine konventionellen Milchleistungsfutter oder mit chemischen Lösungsmitteln gewonnene Extraktionsschrote gefüttert werden.

Gefüttert werden dürfen bspw.: Kleien, Malzkeime, Zuckerrübenschnitzel, Melasse, Pflanzenöle (nur aus mechanischer Pressung), Kartoffelstärke, - eiweiß, - pülpe, Obst, Traubentrester und Raufutter. Das Futter muss GVO-frei sein. Der Anteil konventioneller Futtermittel (TM) darf, bezogen auf 12 Monate, bei maximal 5% liegen. Die Tagesration darf 25% enthalten.

 

Herausforderung 2: der Flächenbedarf steigt, das Ertragspotenzial des Bodens muss neu bewertet werden, arrondierte (zusammenhängende) Flächen, die Grundfutterleistung muss steigen!

Wird eine Naturland-Zertifizierung angestrebt, muss ein Weidegang von 100 Tagen pro Laktation gewährleistet werden. Die Tagesration muss aus mindestens 60% Raufutter (TM) bestehen, lediglich in der Frühlaktation sind 50% zulässig. Hinzu kommt, dass der Silomaisanbau auf 20% der Fruchtfolgen begrenzt ist.

 

Herausforderung 3: Kompensation eingeschränkter Düngemöglichkeiten!

Bei einer Umstellung nach Naturland-Richtlinien ist zudem eine klare Begrenzung bzgl. organischer Düngung vorgegeben und es sind Beschränkungen bzgl. Herkunft, Art und Menge zugekaufter organischer Dünger zu beachten.(2) Daher kommt der Bewässerung der Anbauflächen für die Futtermittel eine noch größere Bedeutung zu. Dabei sollte folgendes bedacht werden:

  • Die Bewässerungsgabe sollte nach Pflanzenbedarf, dem Wasserspeichervermögen des Bodens und entsprechend dem Witterungsverlauf erfolgen
  • Verdunstungsverluste und Nährstoffauswaschungen sollen vermieden werden
  • Die Qualität des Wassers ist zu berücksichtigen
  • Die Beregnungsanlagen müssen nach wasserrechtlichen Vorgaben betrieben werden

 

Welche Futterbaumöglichkeiten gibt es im Bio-Bereich?

Als Kraftfutterkomponenten sind eigenes Getreide wie Weizen, Hafer oder Triticale und Leguminosen wie Ackerbohnen oder Erbsen einzuplanen. Um die Eiweißversorgung zu gewährleisten, sind bspw. Kleegrassilagen eine Option.

Um die Eiweißlücke in der Ökoproduktion zu schließen bietet sich auch Soja an. Jedoch ist der Anbau in Deutschland sogar in als verhältnismäßig günstig ausgewiesenen Gebieten schwierig. Die größten Ertragsverluste entstehen zum Zeitpunkt der Kornfüllung durch anhaltende Trockenheit. Abhilfe können hier Bewässerungssysteme schaffen. Grundlegend hinterlässt der Sojaanbau eine gute Bodengare und umgeht als Leguminose die Engpässe in der N-und P-Versorgung. Der durchschnittliche Ertrag liegt bei 2,5 t/ha.

Eine weitere Futterpflanze, die mit sehr hohen Eiweißgehalten und einer sehr guten Verdaulichkeit für die Schweine- und Geflügelfütterung aufwartet, ist die Lupine. In der Wiederkäuerfütterung gilt sie zudem als eines der energiereichsten Futtermittel.

Verhältnismäßig geringe Energiewerte aber hohe Rohfaser – und Rohproteingehalte zeichnen die Luzerne aus. Damit kann sie einen signifikanten Beitrag zur Versorgung der Tiere mit Rohproteinen und Strukturkohlenhydraten leisten. Auch die verzehr fördernden Eigenschaften (Schmackhaftigkeit) machen gerade diese Pflanze sehr interessant für die Wiederkäuerfütterung.


[2]

Naturland Richtlinien Düngung: https://www.naturland.de/images/Naturland/Richtlinien/RiLi_Vergleich_Naturland-EU_deu.pdf, 30 06 21, 07:50 Uhr

 

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