Jakobskreuzkraut – Gefahr auf unseren Weiden

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Das Jakobskreuzkraut (auch Jakobsgreiskraut, lat. senecio jakobaea) ist eine alte einheimische Pflanze, die in früheren Zeiten nur vereinzelt vorkam. Heute ist sie auf vielen Weideflächen stark vertreten.

Wo wächst das Jakobskreuzkraut?

Die Verbreitung schreitet in allen Regionen schnell voran. Besonders auf Stilllegungsflächen, extensiv genutzten Grünlandflächen und Weiden - vor allem auf Pferdeweiden, sowie Wegrändern und Böschungen ist die Pflanze zu finden.

Wie erkennt man Jakobskreuzkraut?

Jakobskreuzkraut ist ein Korbblütler. Im ersten Jahr bildet die Pflanze eine Rosette mit tief geschlitzten Blättern. Von ihrer Pfahlwurzel ausgehend, erstrecken sich zahlreiche Faserwurzeln im Umkreis von 30 cm und mehr. Im zweiten Jahr wächst der aufrechte Stängel, der sich oberhalb der Mitte verzweigt. 
Erste blühende Pflanzen findet man ab Mitte Juni, die Hauptblütezeit ist im Juli bis August. Die rund 15 bis 20 mm breiten goldgelben Einzelblüten werden aus den innenliegenden Röhrenblüten gebildet, die sehr charakteristisch von 13 gelben Zungenblütenblättern umgeben sind. Ausgewachsene Pflanzen können bis zu einem Meter groß werden. Die kräftigen Stängel sind meist rot angefärbt.
Die Verbreitung der Pflanze erfolgt über unzählige Samen, die ähnlich wie beim Löwenzahn über den Wind verbreitet werden. Über die Ausdauer des Jakobskreuzkrautes gibt es widersprüchliche Angaben, die zwischen zwei bis drei Jahren und auch bis zu acht Jahren variieren. Beide Beobachtungen sind richtig. Jakobskreuzkraut kommt in der Regel erst im zweiten Jahr zur Blüte. Lässt man es dann ungestört wachsen, blühen und zur Samenreife gelangen, ist es bei Vegetationsende soweit geschwächt, dass es meist im Folgejahr nicht mehr austreibt. Wird das Jakobskreuzkraut jedoch ständig kurz gehalten, bleiben die Rosettenpflanzen sehr vital und über viele Jahre ausdauernd. Aus dieser Beobachtung leiten sich die Bekämpfungsempfehlungen ab: Einfach stehen lassen ist keine Lösung, denn dadurch wird man nur die Mutterpflanze los, während aber gleichzeitig tausende neue Pflanzen entstehen.

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Welche Gefahr bringt das Jakobskreuzkraut als Giftpflanze?

Die Ausbreitung stellt eine ernste Gefahr dar, da das Jakobskreuzkraut als Giftpflanze nicht verfüttert werden sollte. Seine Giftigkeit beruht auf der Wirkung verschiedener Pyrrolizidin-Alkaloide, die zu chronischen Lebervergiftungen führen. Das Jakobskreuzkraut ist nicht nur im frischen Zustand giftig, die Alkaloide werden auch nach Heu- und Silagebereitung nicht abgebaut. Die Gefahr sollte nicht unterschätzt werden, da die Auswirkungen der Vergiftung kumulativ sind und dadurch chronische Erkrankungen auftreten können. Insbesondere Pferde, aber auch Rinder reagieren offensichtlich empfindlicher als z.B. Schafe und Ziegen. Die Giftstoffe reichern sich in der Leber langsam an und führen dann zu chronischen Krankheitsprozessen. Jegliche Verfütterung sollte daher konsequent vermieden werden, denn erste Schäden sind bei einem chronischen Krankheitsgeschehen bereits nach Aufnahme erheblich geringerer Futtermengen zu erwarten.

  Tödliche Dosis (Frischpflanze) Bemerkungen
Rind 140 g FG / kg KGW Bei 1% JKK im Heu in drei Monaten erreicht; bei 10% in 20 Tagen
Pferd 40 - 80 g FG / kg KGW Entspricht: 14 - 20 kg FG bei einem 350 kg Pferd bzw. 2 - 4 kg getrocknet im Heu
Schaf über 2 kg FG / kg KGW  
Ziege 1,25 - 4 kg FG / kg KGW  

 

Wie kann das Jakobskreuzkraut bekämpft werden?

Optimale Vermehrungsbedingungen findet das Jakobskreuzkraut auf Weiden mit mangelnder Weidepflege und unterlassener Nachmahd. Als wichtigste Bekämpfungsmaßnahme muss die Samenbildung der Pflanze verhindert werden. Bei Auftreten von Einzelpflanzen ist die mechanische Bekämpfung durch Ausreißen oder Ausstechen die sicherste und wirksamste Methode. Zur eigenen Sicherheit sollten Schutzhandschuhe getragen werden, da der Giftstoff auch über die Haut aufgenommen werden kann. Ist bei flächenhaftem Auftreten ein Ausstechen nicht mehr möglich, sollte man einen Schröpfschnitt oder die Nachmahd der Weidflächen erst möglichst spät bei Blühbeginn vornehmen. Bei zu früher Nachmahd bleiben die Pflanzen zu vital. Mit zweimaliger Schnittnutzung, also jeweiligem Schnitt vor der Blüte, kann das Jakobskreuzkraut zurückgedrängt werden. Besonders stark ist das Auftreten auf Flächen, die langjährig extensiv beweidet werden. Der Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes kann hier entgegengewirkt werden, wenn die Flächen als Mähweide genutzt werden. Das heißt, dass regelmäßig zwischen Mahd und Weide gewechselt wird.
Bei stärkerem Befall ist eine chemische Bekämpfung kaum zu umgehen. Hierzu sollten die Rosetten etwa 15 cm Wuchshöhe erreicht haben, ein Entwicklungsstand, der etwa kurz vor der Weidereife erreicht wird. Auch bei guter Wirkung erreicht die Herbizidbehandlung nur selten eine einhundertprozentige Bekämpfung, einzelne Pflanzen oder auch junge Sämlinge können nach der Behandlung wieder austreiben und so eine erneute Herbizidbehandlung notwendig machen. Vor der Anwendung von Herbiziden auf Problemflächen sollte die Spezialberatung der Landwirtschaftskammer eingeschaltet werden.

Welche Maßnahmen zur Reduzierung vom Jakobskreuzkraut gibt es?

Rechtzeitige Grünlandpflege und Nachsaat

Die wichtigste und nachhaltigste Maßnahme zur Verhinderung der Ausbreitung des Kreuzkrautes ist die Sicherstellung einer dichten Grünlandnarbe ohne Fehlstellen. Findet der Samen keinen offenen Boden, kann er nicht zur Keimung gelangen. Fehlstellen sind daher regelmäßig durch Nachsaat zu beheben. Auch nach erfolgreicher chemischer Behandlung hinterlässt das absterbende Jakobskreuzkraut eine Lücke in der Grünlandnarbe. Daher ist es unerlässlich, die Bekämpfung stets mit einer Grünlandnachsaat zu kombinieren. Am zweckmäßigsten ist die Nachsaat mit Deutschem Weidelgras, weil es die größte Konkurrenzkraft aufweist. Die empfohlenen Standardmischungen GV mit dem Qualitätssiegel der Landwirtschaftskammern garantieren, dass die Mischungen konkurrenzstarke, ausdauernde Sorten enthalten.

Alternative Verwertungsmöglichkeit

Grundsätzlich gilt: Das Jakobskreuzkraut gehört nicht auf den Futtertisch. Eine Möglichkeit der Entsorgung des Materials ist die Verwertung in der Biogasanlage. Die Sorge, dass reife Samen des Jakobskreuzkrautes in der Biogasanlage überdauern könnten und dann mit der Biogasgülle auf den Flächen verteilt werden, ist nicht zu befürchten. Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen mit der Universität Bonn haben gezeigt, dass die Samen nach dem Verweilen in der Biogasanlage die Keimfähigkeit verlieren. Noch sicherer kann auf Grund von Versuchsergebnissen der Landwirtschaftskammer die Gefahr ausgeschlossen werden, wenn der Aufwuchs zuvor siliert wird.

Einsatz von Karminbär / Blutbär

Die auffällig orangegelb-schwarzgestreiften Raupen des Karminbär (Tyria jacobaeae) sind spezialisiert auf das Jakobskreuzkraut, an dem sie von Juli bis August Blätter und Blütenstände befressen, ehe sie sich im September am Boden verpuppen.

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Fazit für die landwirtschaftliche Praxis

  • Flächen mit Jakobskreuzkraut dürfen nicht verfüttert werden
  • Einzelpflanzen frühzeitig vor der Blüte ausstechen, um der Ausbreitung über Samen vorzubeugen
  • Zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes sind Mähflächen unbedingt vor der Blüte zu schneiden
  • Weideflächen nicht zu früh, aber vor der Blüte des Jakobskreuzkrautes mähen
  • Regelmäßiger Wechsel von Schnitt- und Weidenutzung schwächt die Jakobskreuzkrautpflanzen
  • Rechtzeitige Nachsaat lückiger Bestände sichert eine dichte Grünlandnarbe und erschwert die Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes
  • Die Verwertung in der Biogasanlage kann als alterative Verwertung Jakobskreuzkraut-haltiger Aufwüchse empfohlen werden, da die Samen des Jakobskreuzkrautes in der Biogasanlage ihre Keimfähigkeit verlieren
Quelle: Dr. Clara Berendonk
Fotos: adobe.stock.com