Leichtfuttrige Pferde richtig füttern
Welche Ursachen gibt es für Übergewicht und wie erkenne ich, dass mein Pferd zu dick ist?
Pferde sind ursprünglich Steppentiere, die ungefähr 18 Stunden am Tag mit der Futtersuche und Nahrungsaufnahme beschäftigt waren und dabei weite Strecken zurückgelegt haben. Heute sieht das ein wenig anders aus – sie müssen sich in den meisten Fällen nicht mehr viel bewegen, um an Futter und Wasser zu gelangen. Zudem steht deutlich mehr Gras auf den Koppeln und auch das Heu ist in der Regel nicht für Pferde, sondern eigentlich für Rinder hergestellt worden und enthält viel Eiweiß. Zusätzlich wird häufig mehr Kraftfutter gegeben, als überhaupt benötigt wird. Während man bei schwerfuttrigen Pferden gar nicht genug füttern kann, nehmen leichtfuttrige Pferde gefühlt schon vom Ansehen des Futters zu. Aufgrund dieser Faktoren sind viele Pferde übergewichtig oder neigen zum Übergewicht. Ob ein Pferd übergewichtig ist oder nicht, richtet sich nicht nur nach der Zahl auf der Waage. Muskeln sind bekanntlich schwerer als Fett. Deshalb gibt es den Body Condition Score, welcher von eins bis neun geht. Eins ist extrem abgemagert, fünf optimal und 9 deutliches Übergewicht. Kurz zusammengefasst ist ein Pferd zu dick, wenn das Kammfett mehr als 7cm dick ist, die Rippen nur unter Druck oder auch gar nicht fühlbar sind und die Kruppe deutliche, weiche Fettpolster aufweist.
Exkurs: Die Fütterungsempfehlung für Kraftfutter richtet sich nicht nur nach dem Gewicht, sondern vor allem nach der Arbeit, die das Pferd verrichtet. Dabei wird in leichte, mittlere und schwere Arbeit unterteilt. Unter leichter Arbeit versteht man das Gymnastizieren sowie Dressur und Springen bis einschließlich zur Klasse A. Training auf höherem Niveau, Lehrgänge, intensive Trainingseinheiten und Turniere über mehrere Tage entsprechen der mittleren Arbeit. Schwere Arbeit wird nur von einigen Arbeits-, Distanz-, Olympia- und Grand-Prix-Pferden verrichtet.
Welche Probleme entstehen durch Übergewicht?
Übergewicht kann schwere gesundheitliche Folgen haben. Viele Stoffwechselerkrankungen, wie zum Beispiel EMS (Equine Metabolische Syndrom) entstehen meistens durch eine dauerhaft falsche Fütterung und damit verbundenem Übergewicht. Sie werden daher auch Wohlstandserkrankungen genannt. Symptome können unter anderem Hufrehe, Diabetes Typ 2, stumpfes Fell, weniger Leistungsbereitschaft und bei Zuchtstuten auch eine Störung der Fruchtbarkeit sein. Zudem gehen die zusätzlichen Kilos auf den gesamten Bewegungsapparat, insbesondere auf die Beine, welche allgemein schon sehr empfindlich sind. Übergewichtige Pferde erkranken somit häufiger und auch schon in jüngerem Alter an Sehnenschäden und Arthrose. Auch Herz- und Kreislaufsystem sind bei Übergewicht einer großen Belastung ausgesetzt und können auf Dauer geschädigt werden.
Was muss verändert werden, damit mein Pferd abnimmt?
Um abzunehmen, benötigt das Pferd weniger Futter und mehr Bewegung. Hört sich erstmal einfach an, ist es aber meistens gar nicht. Lange Fresspausen sind ungesund und können den Magen-Darm-Trakt schädigen. Bei zu starker, plötzlicher Belastung kann der Bewegungsapparat angegriffen werden und es zu einer Überlastung des Herz-Kreislaufsystems kommen. Für die Gewichtsreduzierung braucht man viel Geduld, da dies ein Prozess ist, der mehrere Monate in Anspruch nimmt. Das Futter, insbesondere das Heu, darf auf keinen Fall radikal von heute auf morgen minimiert werden! Die Reduzierung des Futters und Steigerung der Bewegung sollte immer Schritt für Schritt erfolgen, damit sich der Körper des Pferdes daran gewöhnt. Als erstes sollte mögliches Kraftfutter langsam reduziert, beziehungsweise zu weniger energiehaltigem Futter gewechselt werden. Unser Ruppiner Struktur Kräuter ist für leichtfuttrige Pferde optimal geeignet. Es beinhaltet gesunde, schmackhafte Kräuter, viel Struktur, kaum Zucker und Stärke sowie kein Getreide. Die Basis bildet Apfeltrester, welcher wichtige Pektine, Rohfaser und kaum Zucker enthält und dadurch eine intakte Verdauung fördert. Apfeltrester erhöht die Akzeptanz auf Grund des guten Geruches und Geschmackes noch einmal zusätzlich, weshalb es auch von wählerischen Pferden gerne gefressen wird. Durch die Minimierung des Kraftfutters und Steigerung der Bewegung kann es zu einem Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen kommen. Daher sollte ein gut verwertbares Mineralfutter gefüttert werden. Unser Mineralfutter wird als Granulat und pelletiert angeboten und verfügt über eine sehr hohe Akzeptanz bei den Pferden. Hochwertiges Raufutter sollte mit ca. 1,5-2 kg / Tag / 100 kg Gewicht weiterhin gefüttert werden. Das Heu sollte von einem möglichst späten Schnitt kommen, da dann deutlich weniger Eiweiß und mehr Rohfaser enthalten ist. Am besten ist es, wenn mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt werden, sodass keine langen Fresspausen entstehen. Um die Fresszeit zu verlängern, können Heunetze, -bälle sowie verschiedene Raufen verwendet werden. Dies hilft, zu verhindert, dass das Pferd zu sehr schlingt und auch länger beschäftigt ist, da es sich das Futter in gewissem Maße „erarbeiten“ muss. Wenn das Pferd 24 Stunden am Tag Zugang zu frischem Gras oder Heu hat, sollte darauf geachtet werden, dass es sich weiterhin bewegen muss und nicht Tränke, Futter und Liegefläche an einem Platz sind.
Das Training sollte Schritt für Schritt an die Kondition und Muskeln des Pferdes angepasst werden und ist abhängig davon, wie stark übergewichtig das Pferd ist. Bei extremem Übergewicht sollte mit viel Schritt begonnen werden, um eine Schädigung des Bewegungsapparates zu vermeiden. Da in der Regel kaum Muskeln vorhanden sind, sollte dies erstmal vom Boden aus erfolgen. Das Gewicht des Reiters wirkt zusätzlich zu den überschüssigen Kilos des Pferdes und belastet es somit noch extra. In den nächsten Wochen kann das Pferd nun langsam aufgebaut werden. Dabei ist zu beachten, dass es zwar gefordert, aber nicht überfordert und das Training abwechslungsreich gestaltet wird. Zum Aufbau der Kondition eignet sich typisches Konditions- oder auch Intervalltraining. Um die Muskeln zu aktivieren, können viele Übergänge und Tempiunterschiede eingebracht werden.
Die weitere Fütterung und Bewegung nach erfolgreicher Gewichtsabnahme
Wie bei uns Menschen gibt es auch Pferde, welche schneller oder langsamer zunehmen. Leichtfuttrige Pferde neigen schneller zum Übergewicht, da sie deutlich weniger Futter benötigen, um ihr Gewicht zu halten. Somit muss auch nach der Gewichtsreduzierung auf eine angepasste Futterration und ausreichend Bewegung geachtet werden. Leichtfuttrige Pferde sollten am besten weiterhin das Heu eines späten Schnittes bekommen, um einen Eiweißüberschuss zu verhindern und die Fresszeit sollte möglichst lang sein. Dafür können unter anderem Heunetze und Raufen verwendet und das Heu mehrfach über den Tag verteilt gefüttert werden. Das Kraftfutter sollte auf einem Minimum gehalten werden und keinesfalls mehr als den tatsächlichen Bedarf betragen. Um den Mineralstoffbedarf zu decken, sollte ein hochwertiges Mineralfutter gefüttert werden. Das Pferd sollte sich selbstverständlich weiterhin möglichst viel bewegen. Eine Kombination aus freier und kontrollierter Bewegung ist dabei optimal.
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