Getreidefreie Fütterung

Warum getreidefreies Futter in der Pferdefütterung?

Nachdem die meisten Reiter-Pferd-Paare ihre letzten Turniere in diesem Jahr bestritten haben, gehen die Pferde häufig in die Winterpause, welche in der Regel nur aus leichter Arbeit besteht. Unter leichter Arbeit versteht man das Gymnastizieren und Reiten in etwa bis zur Klasse A. Damit das Pferd nun nicht dick wird oder über einen Energieüberschuss verfügt, welcher nicht kompensiert werden kann, sollte das Futter dementsprechend angepasst werden. Dies gilt aber nicht nur für Sportpferde in der Winterpause, sondern für alle Pferde. Der tatsächliche Energiebedarf bzw. die zu leistende Arbeit werden oft deutlich überschätzt, sodass einige Pferde zu viel Futter bekommen. Dadurch kann auf Dauer der Stoffwechsel durcheinandergebracht werden, wodurch im schlimmsten Fall Stoffwechselerkrankungen ausgelöst oder verschlimmert werden können. Dennoch ist Getreide nicht grundsätzlich schlecht, da es den am besten verdaubaren Energielieferanten darstellt. Es muss aber auch ein gewisser Energiebedarf vorhanden sein, um keine unerwünschten Nebenwirkungen zu erzielen. 

Eine Möglichkeit um diese zu verhindern, besteht in der getreidefreien Fütterung. Grundsätzlich sollte der Hauptbestandteil der Ration aus Raufutter, also Heu, bestehen. Jedoch kann es nötig sein, dass das Pferd noch zusätzlich Kraftfutter braucht. In diesen Fällen kann dann auf getreidefreies Futter zurückgegriffen werden. Getreidefreies Futter enthält deutlich weniger Stärke (Kohlenhydrate) und sollte über einen hohen Rohfasergehalt verfügen. Dies regt die Pferde zu einem vermehrten Kauen an, wodurch die Nahrung besser eingespeichelt und der Magen-Darm-Trakt geschont werden kann. Das ist insbesondere für Pferde von Vorteil, welche generell über einen empfindlichen Magen verfügen und schnell gestresst sind. Die längeren Fresszeiten können zudem eine beruhigende Wirkung auf das Pferd haben. 

Orientierung an der natürlichen Nahrung von Pferden

Pferde sind Steppentiere. Das bedeutet, dass ihr ursprüngliches Futter überwiegend aus meist schon verholzten Gräsern bestand, welche über einen hohen Rohfasergehalt verfügten. Getreide stand jedoch nicht auf dem Speiseplan. Das Pferd hat sich mit der Domestizierung immer weiter angepasst, nur die Bedürfnisse der Verdauung haben sich kaum verändert. Somit orientiert sich getreidefreies Futter an der natürlichen Nahrung der Pferde, wodurch der Stoffwechsel und somit auch der gesamte Organismus entlastet und zu einem verbesserten Wohlbefinden beigetragen werden kann. Zudem wird getreidefreies Futter meist auch von wählerischen Pferden gern gefressen. Die Schmackhaftigkeit kann außerdem durch ein Futter, welches mit Kräutern angereichert wurde, erhöht werden. Es ist jedoch auch darauf zu achten, dass das Pferd seinen Bedarf an Mineralien, Vitaminen und auch Aminosäuren deckt. Dafür können ein vollwertiges Mineralfutter sowie spezielle Produkte, welche die nötigen Vitamine und Aminosäuren enthalten, gefüttert werden. 

Wenn man sich nun als Pferdehalter mit der Fütterung beschäftigt und sich die Zusammensetzungen durchliest, begegnet man häufig den Wörtern „Haferschälkleie“ und „Weizenkleie“. Diese zählen jedoch nicht als reine Getreidekomponente. Dies sind lediglich die Hüllen der Körner, welche ausschließlich wichtige Rohfaser liefern und keine Energie enthalten. Falls das Pferd jedoch etwas mehr Energie benötigt, können beispielsweise Leinöl oder Reiskeimöl verwendet werden. Diese Öle haben zusätzlich positive Effekte auf Haut, Fell und Darm. 

Eine vorteilhafte Möglichkeit in der Pferdeernährung

Somit ergeben sich viele Vorteile aus der getreidefreien Fütterung. „Getreidefrei“ bedeutet also nicht gleich „keine Energie“. Sie kann sich für Sportpferde in der Winterarbeit, leichtfuttrige Pferde, Freizeitpferde, Jungpferde, Senioren und Pferde mit Stoffwechselerkrankungen eignen. Jedes Pferd und dessen Bedürfnisse sind jedoch individuell zu betrachten, weshalb getreidefreies Futter nicht für jedes Pferd die optimale Lösung darstellen muss. Es zeigt lediglich eine Möglichkeit auf, um die Rationsgestaltung gegebenenfalls zu optimieren. Getreidefreies Futter wird jedoch von allen Pferden sehr gut vertragen. Erhöht sich der Energiebedarf (wieder), muss getestet werden, ob das Futter weiterhin ausreicht, Öl gefüttert oder auch auf Getreide umgestiegen wird.

 

 

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