Welche Bedeutung hat Selen in der Pferdefütterung?

Deutschland gilt als selenarme Region, weshalb im Gras, Heu und Getreide nur wenig Selen vorhanden ist. Dennoch spielt es eine wichtige Rolle in der Pferdefütterung, da es eines der wichtigsten Spurenelemente ist. Spurenelement bedeutet, dass das Pferd nur eine sehr geringe Menge benötigt. Ein Pferd kann seinen Selenbedarf allerdings nur über das Raufutter und Gras decken, wenn es keiner Belastung ausgesetzt ist und sich ausschließlich im Erhaltungsbedarf befindet. Es kann jedoch auch dann eine Zufütterung notwendig sein, wenn der Standort besonders selenarm ist. Sportpferde sowie Zuchtstuten, Deckhengste, Fohlen und auch Senioren haben einen erhöhten Bedarf an Selen. 

Der Selenbedarf bei Stuten und Fohlen

Selen bindet die freien Radikale und unterstützt damit ein gesundes Immunsystem. Pferde, welche zu wenig Selen erhalten, sind dementsprechend anfälliger für Infektionen. Dies hat vor allem gravierende Auswirkungen auf Fohlen. Bei ihnen kann es zu Veränderungen des Herzens und der Muskulatur kommen, wodurch sie kaum bis gar nicht stehen und trinken können und häufig krank werden. Dadurch sinkt die Überlebenschance mit fortlaufenden Selenmangel deutlich. Umso wichtiger ist es, dass bereits tragende Stuten und somit auch das ungeborene Fohlen mit ausreichend Selen versorgt werden. Zudem ist es für die Aktivierung des Protein- und Energiehaushaltes zuständig, wodurch es bei einem Mangel schnell zu einer Leistungsschwäche kommen kann und im weiteren Verlauf zu einer Degeneration der Muskeln. Dies kann insbesondere bei Sportpferden schwerwiegende Folgen auf die Leistung und auf die allgemeine Gesundheit haben. Selen ist Bestandteil der Enzyme, welche die Schilddrüsenhormone aktivieren und deaktivieren und somit Voraussetzung für einen gesunden Stoffwechsel sind. 

Die richtige Dosierung von Selen

Selen sollte ausschließlich nach einem Blutbild gegeben werden, da der Grat zwischen Über- und Unterdosierung sehr gering ist. Bereits bei einer Gabe von mehr als 10 Gramm pro 100kg Gewicht, können schwere Nebenwirkungen auftreten. Bei einer Überversorgung von Selen kommt es zuerst zu einer akuten und nach mehreren Wochen zu einer chronischen Selenvergiftung. Eine akute Vergiftung äußert sich durch starkes Schwitzen und Kolik. Da dies sehr unspezifische Symptome sind, wird selten die Diagnose „akute Selenvergiftung“ gestellt, weshalb es auf Dauer zu einer chronischen Vergiftung kommt. Eine chronische Vergiftung äußert sich im Anfangsstadium durch Haarausfall von Mähne und Schweif sowie mattem Fell. Im weiteren Verlauf kommen ringförmige Einschnürungen an den Hufen hinzu, wodurch eine Lahmheit entstehen kann. Im schlimmsten Fall droht ein Ausschuhen des Hufes.  

Selen gilt als äußerst wichtige Komponente in der Pferdefütterung für Fohlen, Zuchtstuten, Sportpferde und auch Senioren. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass die Ration genau berechnet und angepasst wird, um keine Überdosierung und damit einhergehende, schwere Nebenwirkungen zu riskieren. Trotzdem sollte nicht auf Selen verzichtet werden, da ein Mangel ebenfalls schädliche Folgen mit sich bringt. Um eine korrekte Futtereinstellung gewährleisten zu können, sollte das Blutbild in Absprache mit dem Tierarzt wiederholt werden, um es gegebenenfalls neu zu dosieren oder auch abzusetzen. Selen sollte nicht auf Dauer gefüttert werden und ist nur für eine kurzzeitige Anwendung bestimmt.

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