Hafer in der Pferdefütterung

haferkörner

Hafer enthält einige wertvolle Inhaltsstoffe und ist für das Pferd besonders leicht zu verdauen. Daher galt Hafer auch lange Zeit als DAS Pferdefutter. In den letzten Jahren distanzierten sich aber immer mehr Pferdehalter vom Hafer, da die Pferde zu wild seien. Nicht selten hört man als Begründung, dass „der Hafer sticht“ oder die Angst zu groß sei, dem Pferd zu viel Eiweiß zu füttern. Der schlechte Ruf und die Angst sind jedoch bei bedarfsgerechter Fütterung völlig unberechtigt.

Was ist Hafer eigentlich und welche Formen gibt es? 

Hafer ist ein Getreide und gehört zur Familie der Süßgräser. Genutzt wird er vor allem als Tierfutter und Einstreu, aber auch für die menschliche Ernährung. Durch den süßlichen Geschmack weist er eine hohe Akzeptanz auf. Hafer gibt es in verschiedenen Farben und Sorten, am häufigsten kommen Gelb- und Schwarzhafer in der Pferdefütterung vor. Grüner Hafer wird ebenfalls genutzt. Dabei handelt es sich aber nicht um Haferkörner, sondern um Rau- bzw. Strukturfutter. Grünhafer besteht aus den noch unreifen, grünen Haferpflanzen, die getrocknet und gehäckselt werden. Hafer kann ganz, gequetscht oder als Flocken verfüttert werden.

feld mit hafer Im Gegensatz zu anderen Getreidesorten ist der   Unterschied bei der Verdaulichkeit nur minimal.   Gequetschter Hafer sollte jedoch binnen 24 Stunden   verfüttert werden, da er besonders anfällig für Schimmel   ist. Die Qualität des Hafers, die man am Geruch und   Aussehen beurteilen kann, ist äußerst wichtig. Er sollte   kaum stauben, keine schwarzen/feuchten Stellen   aufweisen und nicht muffig riechen.

 Was ist in Hafer enthalten? 

 In einem Kilogramm Hafer sind ungefähr 10 g Eiweiß,   ca. 350 g Stärke und 7 % Fett enthalten. Zudem liefert   Hafer dem Pferd wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente wie Magnesium, Kalium, Eisen, Calcium, Phosphor, Zink und Selen. Zu beachten ist jedoch, dass das Calcium-Phosphor-Verhältnis nicht optimal ist, da mehr Phosphor enthalten ist. Dies sollte am besten durch ein Mineralfutter ausgeglichen werden, wenn viel Hafer gefüttert wird. Im Hafer sind außerdem wichtige essenzielle Aminosäuren, wie Lysin und die Vitamine B und E enthalten. Essenzielle Aminosäuren können nicht selbst vom Körper hergestellt werden, sind aber lebensnotwendig. Die Gehalte können je nach Standort und Mineralisierung des Bodens leicht abweichen, es handelt sich um Durchschnittswerte.

Was sind die Vorteile von Hafer bei bedarfsgerechter Fütterung?

Die enthaltene Stärke kann zu 85 % im Dünndarm verwertet werden, ohne thermisch aufgeschlossen werden zu müssen, wie es bei Mais und Gerste der Fall ist. Somit ist sie besonders gut verdaubar. Hafer ist das am besten geeignete Getreide für die Pferdefütterung, da es bei bedarfsgerechter Fütterung den Dickdarm nicht unnötig belastet und damit nicht „schwer im Magen liegt“. Durch die vergleichsweise hohen Gehalte an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen kann ein gewisser Anteil des täglichen Bedarfs bereits gedeckt werden. Hafer ist jedoch kein Mineralfutter-Ersatz! Die enthaltenen essenziellen Aminosäuren sind an zahlreichen Körperfunktionen beteiligt und unterstützen vor allem den Muskelaufbau. Der süße Geschmack fördert die Akzeptanz, wodurch Hafer auch von wählerischen Pferden in der Regel problemlos gefressen wird.

Für welche Pferde ist Hafer geeignet bzw. nicht geeignet? 

Hafer ist grundsätzlich für alle gesunden Pferde, vom Fohlen bis zum Senior geeignet, da er besonders verdaulich ist. Da es sich um ein Kraftfutter handelt, ist auf eine bedarfsgerechte Fütterung zu achten, um einen Eiweißüberschuss zu vermeiden. Daher ist Hafer vor allem für Pferde geeignet, die einen erhöhten Energiebedarf haben, der mit Heu nicht mehr gedeckt werden kann. Ein Mehr an Energie benötigen nicht nur Sportpferde, sondern auch Zuchtstuten und -hengste, Pferde im Wachstum oder Senioren während der kalten Jahreszeit. Außerdem wird er auch von wählerischen Pferden gern gefressen, die bei Müslis gern aussortieren. Hafer ist nur bedingt und in geringen Mengen für Pferde geeignet, die Stoffwechselkrankheiten (EMS, Cushing, Hufrehe etc.) haben. Voraussetzung ist, dass der Eiweißgehalt noch nicht über das Raufutter oder andere Futtermittel gedeckt wurde. Dennoch ist er das am besten geeignete Getreide in der Pferdefütterung.

Macht Hafer mein Pferd wild? 

Nein, es konnte bisher nicht belegt werden, dass Hafer Pferde wild macht. Da er als Kraftfutter genutzt wird, liefert er dem Pferd selbstverständlich Energie. Wenn mehr Hafer gefüttert, als benötigt wird, kommt es zu einem Energieüberschuss wie bei jedem anderen Kraftfutter auch. Durch diesen Energieüberschuss werden die Pferde natürlich lauffreudiger. Mais liefert dem Pferd deutlich mehr Energie, ist aber nicht so in Verruf geraten, wie  Hafer. In frischem Gras und Heu ist ungefähr genauso viel und in fertigen Sportmüslis teilweise noch mehr Eiweiß enthalten. Bei einem gesunden Pferd, welches bedarfsgerecht gefüttert wird, muss man sich also keine Sorgen machen.

Qualität des Hafers testen

Neben der Beurteilung von Aussehen und Geruch gibt es noch weitere Möglichkeiten, um die Qualität des Hafers zu testen. Für die erste Testmöglichkeit benötigt man ein 1-Liter-Gefäß, in das man den Hafer abfüllt und anschließend wiegt. Hafer von guter Qualität sollte mindestens 500 g / Liter wiegen. Bei der zweiten Methode füllt man eine Handvoll Hafer und anschließend Wasser in ein Glas. Guter Hafer bleibt am Boden, während schlechter Hafer oben schwimmt. Lässt man das Glas stehen, kann man noch weitere Beobachtungen machen. Unreife Körner äußern sich in grünen, Schimmel in schwarzen und Pilze in roten Verfärbungen. Es ist völlig normal, wenn wenige Körner oben schwimmen und Verfärbungen haben. Der Hafer sollte allerdings nicht mehr verfüttert werden, wenn größere Mengen oben schwimmen und bunt verfärbt sind. Er sollte auch nicht mehr gegeben werden, wenn das Wasser deutlich verschmutzt ist, da dies auf Dreck und Milbenkot hindeutet. Letzteres löst häufig allergische Reaktionen aus. Die Insekten sind in der Regel nicht auf den ersten Blick zu sehen. Die Tiere hüllen den Hafer aus, wodurch er anfälliger für Schimmel und Pilze wird. Lässt man den Hafer ca. 30 Minuten im Wasser, kommen die Tiere aus den Hüllen raus.