Leguminosen in der Tierernährung – Teil II: großkörnige Leguminosen

erbsen
referent rudloff saaten

Nachdem wir uns den kleinkörnigen Leguminosen, speziell der Luzerne und dem Rotklee, gewidmet haben, schauen wir uns jetzt die großkörnigen Hülsenfrüchte etwas näher an. Sie werden auch als Körnerleguminosen bezeichnet. Allein in Deutschland steigt der Anbau dieser Pflanzenfamilie in den letzten Jahren wieder kontinuierlich an. Mittlerweile werden wieder auf ca. 245.000 ha Körnerleguminosen angebaut.

Das Besondere an dieser Pflanzenfamilie ist ihre Fähigkeit, sich durch die Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) mit Luft – Stickstoff versorgen zu können. Der Stickstoff wird von der Pflanze gehalten und steht auch der Nachfrucht zur Verfügung. Damit heben sie sich signifikant von anderen Pflanzengattungen ab.

Welche Pflanzen gehören zu den großkörnigen Leguminosen?

Zu den bekanntesten landwirtschaftlich genutzten Pflanzen dieser Gattung gehören:

  • Ackerbohne
  • Erbse 
  • Lupine 
  • Sojabohne 

Eher eine untergeordnete Rolle spielen noch:

  • Saatwicke
  • Saatplatterbse
  • Linse 
  • Kichererbse 

Welche Bedeutung haben Körnerhülsenfrüchte?

Neben ihrem verhältnismäßig hohen Eiweißgehalt und ihrer Fähigkeit, Luft – Stickstoff zu binden, um so energieaufwändigen N – Dünger einsparen zu können, bringen sie weitere Vorteile mit sich:

  • Energie, die für die Herstellung von mineralischem Stickstoff benötigt wird, kann eingespart werden
  • Acker – und pflanzenbaulich hoher Vorfruchtwert (10-30 % Mehrertrag der Folgefrucht)
  • Auflockerung der Fruchtfolgen
  • Erweiterung des Fruchtartenspektrums
  • Das Auftreten von Schadorganismen kann reduziert werden
  • Steigerung des Humusgehalts durch hohen Anteil an Wurzel- und Ernterückständen
  • Blühende Leguminosen bilden eine sehr gute Nahrungsgrundlage für nektarsammelnde und bestäubende Insekten, wie z.B. Bienen
  • Verbesserung der Bodengare (Pfahlwurzler)
  • Schonung weltweit begrenzter Phosphatvorkommen dank hoher P – Erschließung

In Deutschland werden derzeit am häufigsten Erbsen und Ackerbohnen angebaut, weshalb wir die Anbauvoraussetzungen für diese beiden auch etwas detaillierter darstellen:  

ERBSEN

erbsen

 

Anbauvoraussetzungen:

  • Der Boden: leichte und durchlässige Böden bevorzugt
  • pH – Wert: neutral bis schwach sauer
  • Aussaat: Ende März bis spätestens Ende April
  • Aussaattiefe: 4 – 6 cm in mittleren bis schweren Böden; 6 – 8 cm in leichten Böden
  • Bevorzugte Formen: halbblattlose, da diese eine gute Standfestigkeit mitbringen
  • Temperaturen: frostempfindlich, kühle Temperaturen fördern die Bewurzelung 
  • Wasser: der Bedarf ist speziell zur Blüte erhöht, jedoch begünstigen trockene Abreifebedingungen die Ernte
  • Erträge: zwischen 4 – 5 to / ha 
  • Anbaupausen: 5 – 6 Jahre
  • Hinweis: Erbsen enthalten Bitterstoffe (Tannine), wodurch die Futteraufnahme sinkt und die Einsatzmengen begrenzt sind => nicht mehr als 2 kg / Tier / Tag füttern

 

 

 

ACKERBOHNEN

ackerbohnenAnbauvoraussetzungen:

  • Der Boden: mittlere bis schwere, tiefgründige Böden bevorzugt
  • pH – Wert: 6,5 bis 7,2 ist ideal
  • Aussaat: März bis spätestens Anfang April
  • Aussaattiefe: 4 – 6 cm in mittleren bis schweren Böden; 6 – 8 cm in leichten Böden
  • Temperaturen: die Keimung erfolgt bereits bei 2 – 3 Grad Celsius 
  • Wasser: eine ausreichende und kontinuierliche Wasserverfügbarkeit ist äußerst wichtig, insbesondere während der Blütezeit und des Hülsenansatzes
  • Erträge: zwischen 4 – 5 to / ha 
  • Anbaupausen: 4 – 5 Jahre

Neben den ökologischen Vorteilen durch den Leguminosenanbau steht natürlich auch immer die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. Dementsprechend hat man mit der sogenannten Eiweißpflanzenstrategie ein Instrument ins Leben gerufen, das einen nachhaltigen Anbau dieser Proteinpflanzen unterstützt. Zudem haben Untersuchungen bereits gezeigt, dass ihr Anbau mit anderen Hauptkulturen wie Getreide und Raps mithalten kann. So können sowohl die möglichen Erzeugerpreise als auch Futterwerte in Verbindung mit stabilen und hohen Erträgen ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Situation eines Betriebes sein. Zu beachten sei auch, dass Zahlungen aus Greening und / oder den Agrarumweltmaßnahmen in ertragsschwächeren Jahren eventuelle wirtschaftliche Einbußen abmildern können.  

Für die Bewertung der Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Kulturen wie Getreide oder Mais können bei den Hülsenfrüchten auch Effekte, wie die Einsparung von mineralischem Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmitteln berücksichtigt werden. Zumal sich in den letzten Jahren im Bereich der Humanernährung ein neuer Absatzbereich entwickelt hat, der sich auf pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten spezialisiert hat und für den diese Proteinquellen ein wichtiger Baustein sind.

 

Quellen:
https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/ackerbau/eiweisspflanzenstrategie.html
https://www.praxis-agrar.de/pflanze/ackerbau/wie-wirtschaftlich-ist-der-anbau-von-erbsen-und-bohnen
Rudloff Saaten