Vorbereitung Fohlen absetzen

stute und fohlen

Der Sommer neigt sich allmählich dem Ende und damit auch meistens die gemeinsame Zeit von Stute und Fohlen. Die meist abrupte Trennung bedeutet für beide viel Stress. Umso wichtiger ist es, dass wir als Pferdehalter unsere Tiere bestmöglich auf diese Situation vorbereiten und auch währenddessen mit dem richtigen Futter, einer angepassten Haltung und ausreichend Beschäftigung unterstützen. 

Wie läuft das Absetzen in der Natur ab? 

In der Natur erfolgt das Absetzen langsam über viele Monate. Das Fohlen wächst im Herdenverband auf und entfernt sich mit zunehmendem Alter jeden Tag ein kleines Stück weiter von der Stute. Auch das Milch-Trinken wird von Tag zu Tag weniger und es wird mehr feste Nahrung aufgenommen. Wenn die Stute erfolgreich neu bedeckt wurde, wird sie das Fohlen ab dem 10. Monat ungefähr vollständig abstillen, damit sie sich auf die Geburt des Ungeborenen vorbereiten kann. Das Fohlen bleibt Teil der Herde und die Stute wird auch in den nächsten Jahren das engste Herdenmitglied des Fohlens bleiben. 

Wie läuft das Absetzen in der Regel bei uns ab? 

Das Absetzen erfolgt meistens abrupt mit rund 6 Monaten. Um die Organisation zu vereinfachen, legen die Aufzuchtställe oftmals feste Termine im Herbst fest, an denen alle Fohlen abgesetzt werden. Immer wieder neu hinzukommende Fohlen würden für eine ständige Unruhe in der Herde sorgen und noch mehr Stress bedeuten. Die Herdenkonstellation ist je nach Aufzuchtstall unterschiedlich. In einigen Ställen sind ausschließlich die Fohlen zusammen, während es an anderen Standorten auch gemischte Herden mit älteren Pferden gibt. Letzteres hat den Vorteil, dass die älteren Pferde die Fohlen „erziehen“ und das richtige Sozialverhalten schneller erlernt wird. Die Fohlen bleiben dort in der Regel bis sie 3- oder 4-jährig sind zusammen in der Herde. 

Wie kann ich meine Stute und mein Fohlen auf das Absetzen vorbereiten? 

Die Vorbereitung sollte grundsätzlich schon einige Wochen vorher beginnen und Schritt für Schritt erfolgen. 

Haltung und Beschäftigung: Stute und Fohlen sollten möglichst viel Zeit draußen verbringen können. Optimal wäre es, wenn das Fohlen einen Spielpartner hat und somit erste Erfahrungen mit anderen Artgenossen sammeln kann. Das Selbstbewusstsein und Sozialverhalten können damit gestärkt und die Eingewöhnung erleichtert werden. Außerdem kann es sinnvoll sein, Stute und Fohlen für eine anfangs kurze Zeit zu trennen und diese langsam zu steigern. Wichtig ist, dass beide, insbesondere bei den ersten Versuchen, beschäftigt werden. 

FOHLEN-ABC: Dein Fohlen sollte das Fohlen-ABC beherrschen. Dazu gehört, dass es sich aufhalftern, führen, anbinden und überall anfassen lässt. Außerdem sollte es die Hufe geben können und den Hufschmied bereits kennen.

FÜTTERUNG FOHLEN: Sollte der Aufzuchtstall neben hochwertigem Raufutter auch Kraftfutter füttern, kannst du dein Fohlen schon langsam daran gewöhnen. Pferde haben einen sehr sensiblen Verdauungstrakt, eine plötzliche Futterumstellung würde zusätzlichen Stress verursachen, den man auf diesem Weg verhindern kann. Bitte füttere deinem Fohlen kein Fett- oder Reservepolster an. Ja, dein Fohlen wird in den ersten Tagen nach dem Absetzen vielleicht ein paar Kilo verlieren, die hat es aber nach der Eingewöhnung genauso schnell wieder drauf. Zu viel Futter begünstigt die Bildung von Chips, Stoffwechselkrankheiten und natürlich ungesundem Übergewicht, das wiederum die Gelenke schädigen kann. Eine angepasste Mineralfuttergabe unterstützt das Wachstum sowie die Vitalität und stärkt das Immunsystem des Fohlens. Achte bei der Auswahl des Mineralfutters darauf, dass es für Fohlen und Jungpferde geeignet ist. Ausgewachsene Pferde benötigen ein anderes Verhältnis der einzelnen Mineralstoffe. Lecksteine sollten vermieden werden, da Fohlen oft aus Neugier oder Langeweile viel zu viel an den Steinen lecken. Außerdem solltest du dein Fohlen vorab an Wasser gewöhnen und – wenn möglich – die zukünftige Tränkenart (z.B. Selbst-, Ball-, Klappentränke) zeigen. 

FÜTTERUNG STUTE: Reduziere bereits einige Tage vor dem Absetzen die Kraftfutterration deiner Stute. Die Umstellung sollte langsam erfolgen und nicht von einem Tag auf den anderen. Dadurch kann die Milchbildung sowie unangenehmer Druck im Euter gehemmt und das Risiko für schmerzhafte Euterentzündungen reduziert werden. Zur Unterstützung der Nerven kann außerdem Magnesium gefüttert werden. 

WURMKUR UND IMPFUNGEN: Ob man seinem Fohlen eine Wurmkur gibt und es impfen lässt, ist grundsätzlich jedem selbst überlassen. Grundsätzlich ist der Infektionsdruck beim Absetzen deutlich erhöht, da mehrere Fohlen aus verschiedenen Betrieben kommen. Zusätzlich ist das Immunsystem durch den Trennungsstress geschwächt und die Herde ist anfälliger für Infektionen. Die meisten Aufzuchtställe verlangen daher eine Wurmkur kurz vor dem Absetzen oder führen einige Tage nach der Ankunft aller Fohlen eine Entwurmung durch. Mit der Impfung verhält es sich ähnlich: in den meisten Ställen wird die erste Tetanus-Impfung vorausgesetzt und eine Influenza-Impfung empfohlen, die Booster-Impfungen können dann im Aufzuchtstall erfolgen. 

Nach dem Absetzen

FÜTTERUNG FOHLEN: Dein Fohlen hat nach dem Absetzen einen erhöhten Eiweiß- und Aminosäurenbedarf, da die Stutenmilch fehlt. Gleichzeitig sinkt der Energiebedarf. Hochwertiges Heu, frisches Gras, Mineralfutter und gegebenenfalls Kraftfutter bilden eine optimale Grundlage. Heulage ist für Fohlen nicht geeignet. Da im Herbst und Winter nur selten ausreichend Gras zur Verfügung steht, muss in dieser Zeit besonders auf die Mineral- und Vitaminversorgung geachtet werden. Achte immer darauf, dass das Mineralfutter auf die Bedürfnisse deines Fohlens abgestimmt ist. 

BESCHÄFTIGUNG FOHLEN: Nach dem Absetzen ist dein Fohlen mit der neuen Herde, den ganzen Eindrücken und auch mit sich selbst genug beschäftigt. Gewohnte Dinge, wie das Fohlen-ABC sollten aber auch in dieser Zeit regelmäßig wiederholt und gefestigt werden. Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten müssen vom Pferdehalter individuell bestimmt werden. Grundsätzlich sollte der Aufzuchtplatz aber so gestaltet sein, dass keine Langeweile aufkommt. 

FÜTTERUNG STUTE: Damit die Milchproduktion und der unangenehme Druck auf das Euter gehemmt werden können, solltest du das Kraftfutter nachdem Absetzen noch weiter reduzieren oder ganz weglassen. Bitte melke deine Stute nicht ab, das würde zwar im ersten Moment Linderung verschaffen, aber die Milchproduktion erneut anregen. Die Raufuttergabe sollte nicht verringert werden. Wenn du die Möglichkeit hast, gebe ihr am besten energiearmes Heu. Das regelmäßige Fressen ist nicht nur essenziell für die gesamte Verdauung, sondern auch für die Beschäftigung und somit für den Stressabbau. 

BESCHÄFTIGUNG STUTE: Um den Trennungsschmerz zu erleichtern, solltest du für ausreichend Beschäftigung sorgen. Stelle deine Stute mit anderen Pferden raus und biete ausreichend Raufutter an. In einigen Fällen ist es sinnvoll, wenn du deine Stute in eine andere Box stellst bzw. auf einen anderen Paddock oder eine andere Weide, die nicht nach ihrem Fohlen riecht. Durch leichte Bewegung hat deine Stute wieder eine Aufgabe und das Euter kann schneller zurückgebildet werden. Achte aber auf den Fitness- und Konditionsstand deiner Stute und baue das Training langsam auf.

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