Giftpflanzen - Teil II
Im zweiten Teil unseres Fachbeitrages stellen wir weitere wichtige Giftpflanzen vor:
Jakobskreuzkraut
Toxizitätsgrad | (sehr) stark giftig |
Blütezeit | Juni - September |
Samenreife | Herbst - Winter; Samen können bis 50 m weit fliegen |
Giftige Pflanzenteile | Alle Pflanzenteile, auch getrocknet und in Silage; höchster Toxingehalt in Jungpflanzen |
Letale Dosis | 5 - 20% des Köpergewichts => 0,05 - 0,20 kg Frischpflanze / kg KG |
Symptome:
- Verstopfungen, Kolik, Blut im Urin, häufiges Gähnen, zielloses Wandern, Blindheit, Lecksucht, Zehenschleifen, erschwerte Atmung, Ikterus (Gelbfärben der Haut, Schleimhaut und der inneren Organe; kann zu Leberversagen führen
Ein akuter Verlauf dauert nur wenige Tage und endet meist tödlich. Bei einem chronischen Verlauf hingegen können einige Tage bis 6 Monate nach Aufnahme des Jakobskreuzkrauts vergehen, bis erste Symptome sichtbar sind.
Therapie: sofortiges Absetzen des Futters
Herbstzeitlose
Toxizitätsgrad | sehr stark giftig |
Blütezeit | September - Oktober |
Fruchtreife | April - Juni |
Giftige Pflanzenteile | Alle Pflanzenteile, besonders Blüten und Samen, auch getrocknet (in Heu); Vergiftungen hauptsächlich im Frühling durch Blätter und Samen |
Toxische Dosis | ab 0,25 mg / kg KG starker Durchfall |
Letale Dosis | 1.200 - 3.000 g Frischpflanze / Pferd |
Symptome:
- Erste Symptome nach 2 – 48 Stunden
- Kolik, Zähneknirschen, Speicheln, schwankender Gang, Apathie, Kreislaufstörungen bis Kollaps
- Blutiger Durchfall, Blut im Urin, vermehrte Urinabgabe
- 25 – 50 % der betroffenen Pferde versterben innerhalb von 1 – 3 Tagen durch Atemlähmung
Gefleckter Schierling
Toxizitätsgrad | sehr stark giftig |
Blütezeit | Juni - August |
Giftige Pflanzenteile | Alle Pflanzenteile, höchster Toxingehalt in den Blättern während der Blüte, im getrockneten Zustand verliert die Pflanze nur langsam ihre Giftigkeit |
Letale Dosis | 2 - 5 kg frische Blätter / Pferd |
Symptome:
- Symptome treten 10 min bis 2 h nach Aufnahme auf
- Unruhe, Zittern, Muskelschwäche, Lähmungen, lokale Reizung der Schleimhäute, Speicheln, Schluckstörungen, Durchfall
- Nervensystem wird zuerst erregt und im Verlauf der Wirkung gelähmt: Pupillenverengung, später -erweiterung; beschleunigter Herzschlag / Bluthochdruck wird zu verlangsamtem Herzschlag / niedrigem Blutdruck; zuerst erhöhte Atemfrequenz, dann langsame Atmung bis hin zur tödlichen Lähmung des Atemzentrums
- plötzliches Taumeln und Umfallen nach vorne durch Bewusstlosigkeit => bei nicht-letalen Dosen anhaltende Bewusstlosigkeit von 20 Minuten bis 2 Stunden möglich, danach stehen die Pferde wieder auf
- Embryo/Fötus: Skelettmissbildungen, Gaumenspalte
Rizinus
Toxizitätsgrad | sehr stark giftig |
Blütezeit | Juli - September |
Giftige Pflanzenteile | Samen (besonders zerkaute Samen), Blätter |
Letale Dosis | 0,1 g Samen / kg KG |
Symptome:
- Hyperthermie (unphysiologische Überwärmung des Körpers), Schwitzen, erhöhte Herzfrequenz, Atemnot, Muskelzuckungen, Ataxie, Kolik
- Hemmung der intrazellulären Proteinsynthese => massive Nekrosen im Magen-Darm-Trakt und starke Schleimhautreizungen; Leber- und Nierenschäden
- Tod innerhalb von 36 - 72 h
Auch wenn viele Giftpflanzen von den Pferden nicht angerührt werden, ist Vorsicht immer besser als Nachsicht! Gierige Pferde schnappen auch gerne mal bei einem Ausritt nach den seitlich hängenden Ästen. In diesem Fall kann es sehr hilfreich sein, potentielle Vergiftungsquellen rechtzeitig zu erkennen. Außerdem sind nicht alle Giftpflanzen im getrockneten Zustand für Pferde erkennbar, so dass es z.B. über die Aufnahme mit dem Heu zu einer Vergiftung kommen kann. Zeigt dein Pferd mögliche Vergiftungssymptome, solltest Du schnellstmöglich einen Tierarzt kontaktieren und die Aufnahme von kontaminiertem Futter verhindern.
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