Auffüttern ohne Eiweiß
Viele Pferdehalter denken immer noch, dass das Auffüttern lediglich mit viel Eiweiß gelingt. Da ein Überschuss gesundheitliche Schäden anrichten kann, kommt immer häufiger die Frage auf, ob Auffüttern auch gänzlich ohne Eiweiß möglich ist. Eine eiweißhaltige Fütterung sorgt zwar für einen schnellen Effekt, ist aber natürlich nicht gesund. Eine gesunde Gewichtszunahme erfordert viel Zeit. Ganz ohne Eiweiß sollte man sein Pferd aber auch nicht füttern, denn ein Mangel kann genauso gesundheitliche Schäden anrichten, wie ein Überschuss. In unserem Fachartikel „Eiweiß in der Pferdefütterung“ erfährst Du mehr über die Aufgaben, einen möglichen Eiweißmangel und -überschuss und erhältst Informationen zur Rationsberechnung. Bitte kontaktiere zuerst deinen Tierarzt, wenn du dir das Untergewicht deines Pferdes nicht erklären kannst.
Da Eiweiß für den Körper lebensnotwendig ist, stellen wir die Frage ein wenig um:
Wie kann ich mein Pferd auffüttern, ohne dass es zu einem Eiweißüberschuss kommt?
Gesundes Auffüttern bedeutet nicht, dass dein Pferd möglichst schnell viel Gewicht in Form von Fett zunehmen und am besten nicht viel bewegt werden soll, damit es auch kein Gramm wieder verbrennt. Ganz im Gegenteil: Bewegung ist wichtig, damit gleichzeitig eine kräftigende Muskulatur aufgebaut werden kann. Die Bewegungsintensität und -art muss selbstverständlich an den körperlichen Zustand deines Pferdes angepasst und langsam gesteigert werden. Die Futtermenge sollte langsam erhöht werden, da eine plötzliche Umstellung die Verdauung und den gesamten Stoffwechsel massiv belasten kann.
Raufutter bildet die wichtigste Komponente in der Fütterung. Wenn dein Pferd zu dünn ist, sollte zunächst die Raufuttermenge erhöht werden. Heu des ersten Schnittes und junges Gras enthalten besonders viel Eiweiß, beides sollte daher langsam angefüttert und an den Bedarf angepasst werden. Heu des 2. Schnittes und überständiges Gras verfügen nur noch über wenig Eiweiß und können ad libitum, also 24 Stunden, gefüttert werden. Oftmals reicht nur Raufutter aber nicht aus oder es kann nicht ausreichend beeinflusst werden, dann kann die Gabe von Krippenfutter sinnvoll sein.
Welches Krippenfutter hat einen geringen Eiweißgehalt und eignet sich zum Auffüttern?
Rübenschnitzel zeichnen sich durch einen sehr geringen Eiweißgehalt und eine hohe Schmackhaftigkeit aus und sind damit optimal zum Auffüttern, ohne einen Eiweißüberschuss riskieren zu müssen. Positiv und negativ zugleich: sie müssen in der Regel in Wasser eingeweicht werden, da sie stark quellen. Dadurch sind sie auch für Pferde mit Zahnproblemen geeignet, benötigen aber entsprechend mehr Zeit bei der Zubereitung. Durch die sehr langsame Energiefreigabe sind Rübenschnitzel auch für explosive Pferde bestens geeignet.
Mais gilt als klassischer „Dickmacher“ und weist den niedrigsten Eiweißgehalt der Getreide auf. Zu beachten ist, dass keine ganzen oder gebrochenen Maiskörner verfüttert werden sollten, sondern nur aufgeschlossener Mais. Maisflocken oder gepuffter Mais sind bei fast jedem Futtermittelhändler zu erwerben und weisen eine hohe Verdaulichkeit von fast 90% auf. Dennoch sollte er nicht als Alleinfuttermittel genutzt werden.
Öl enthält kein Eiweiß, wenig Stärke, ist eine wertvolle Energiequelle und kann zusätzlich die Verdauung sowie das Fell positiv unterstützen. Besonders geeignet ist Leinöl, das besonders reich an Omega-3-Fettsäuren ist.
Aminosäuren sind die einzelnen „Bausteine“ von Eiweißen. Du stellst dir nun wahrscheinlich die Frage, warum also ausgerechnet Aminosäuren bei einer eiweißarmen Fütterung empfohlen werden. Aminosäuren werden in essentielle und nicht essentielle Aminosäuren unterschieden und sind lebensnotwendig – ohne geht es nicht. Essentielle Aminosäuren können ausschließlich über die Nahrung aufgenommen werden. Ein Eiweiß besteht aber immer aus unterschiedlichen Aminosäuren, also auch aus nicht essentiellen, wodurch insgesamt mehr Eiweiß gefüttert werden muss, um den Bedarf an essentiellen Aminosäuren decken zu können. Fütterst Du nun gezielt die essentiellen Aminosäuren, benötigt dein Pferd weniger Eiweiß und kann trotzdem seinen Bedarf decken. Außerdem muss die Verdauung deines Pferdes das Eiweiß nicht erst in die einzelnen Aminosäuren aufspalten und kann dadurch geschont werden. Viel hilft aber nicht viel: füttere ausschließlich bedarfsgerecht. Aminosäuren enthalten Stickstoff und Schwefel, welche bei einem Überschuss über die Entgiftungsorgane ausgeschieden werden müssen.
Welche Futtersorten verfügen über viel Eiweiß?
Stellt sich nun die Frage, welche Futtermittel man meiden beziehungsweise nur in geringen Mengen füttern sollte.
Luzerne, Soja, Leinsamen und Bierhefe werden oft zum Auffüttern empfohlen, verfügen aber über einen hohen Eiweißgehalt und sind daher nicht beziehungsweise nur in geringen Mengen geeignet.
Getreidefrei bedeutet nicht, dass das Futter auch eiweißarm ist. In getreidefreien Strukturfuttern ist beispielsweise häufig eiweißreiche Luzerne enthalten. Auch Heucobs sind oftmals reich an Eiweiß. Achte deshalb auf die Beschreibung des einzelnen Futtermittels. Eiweißarme Produkte werden in der Regel auch genau damit beworben und sind dadurch leicht zu erkennen.
Eiweiß ist lebensnotwendig für den Körper deines Pferdes. Eine komplette Reduzierung kann zu gesundheitlichen Mangelerscheinungen führen und ist keinesfalls sinnvoll. Wie bei den meisten anderen Dingen auch, macht die Menge das Gift. Wenn du die Fütterung an den Bedarf deines Pferdes anpasst, brauchst du keine Angst vor unerwünschten Nebenwirkungen haben, die durch einen Mangel oder Überschuss ausgelöst werden können.
Wenn Du dir dennoch unsicher bist, Fragen hast oder die Ration deines Pferdes professionell überprüfen lassen möchtest, helfen wir Dir gern!