Proteinfuttermittel – gibt es da was Neues?

Dieser Tage rede ich des Öfteren mit Landwirten, die erzählen, dass die Rechnungen für die Proteinfuttermittel Ihnen schon mal die Tränen in die Augen treiben können. Ja, Ihr Lieben! Und ich kann Euch sagen, dass ich derartige Preissteigerungen in meiner Praxis bisher auch selten erlebt habe. Grund genug, sich einmal über Alternativen Gedanken zu machen, finden wir von SN-Neuruppin.

Sojaextraktionsschrote sind ja ohnehin schon seit einiger Zeit, vor allem aufgrund der Klimaproblematik, in der Kritik. Und auch der generelle Einsatz von Proteinkonzentraten gerät, nicht nur aufgrund der Kosten, zunehmend unter Druck. Ein weiteres Argument, sich einmal genauer damit zu befassen, sind die Stoffstrombilanzen für die Betriebe. Vor allem die Stickstoffausscheidungen und die Phosphorausscheidungen rücken hier in den Fokus. Weil das so ist, gibt es schlaue Köpfe in der Industrie und der Wissenschaft, die sich einmal Gedanken zum Thema Effizienz und Verfügbarkeit von Proteinen gemacht haben. Zum Thema „Weniger ist mehr“ bei der Proteinversorgung von Hochleistungskühen habe ich auch schon einen Beitrag gebracht. Dieses Mal möchte ich mit Euch noch etwas weiter in die Tiefe gehen. Nämlich zu den Bausteinen der Proteine. Zu den Aminosäuren. Und zwar, noch genauer, zu den essentiellen Aminosäuren. Das sind die Aminosäuren, die Monogastriden (Menschen, Schweine, Geflügel) nicht selbst synthetisieren können, die aber für den Organismus unentbehrlich sind. Für ausgewachsene Rinder mit gut entwickeltem und funktionierendem Pansen übernehmen die Pansen-Mikroben die Proteinsynthese. Das ist der Grund, warum sich im Milchviehbereich lange Zeit nicht mit essentiellen Aminosäuren befasst wurde. 

Neuere Erkenntnisse zeigen jedoch, dass die Proteinsynthese der Pansenmikroben nicht zum Decken des Proteinbedarfs bei Hochleistungskühen ausreicht und das es dadurch zu einem Mangel an essentiellen Aminosäuren kommen kann. Limitierend sind vor allem Lysin, Methionin und Histidin. Das wird auch immer wieder durch Beiträge in führenden Fachzeitschriften bestätigt.
Viele Landwirte und Herdenmanager haben in den letzten Jahren das Sojaextraktionsschrot aus den Rationen Ihrer Milchkühe genommen und durch Rapsextraktionsschrot ersetzt. Die gute Nachricht ist, dass im Rapsextraktionsschrot mehr Methionin enthalten ist als in Sojaextraktionsschrot. Die schlechte Nachricht ist, dass Sojaextraktionsschrot insgesamt mehr Protein pro kg TM enthält, nämlich ungefähr 93 g pro kg TM und mehr Lysin. Methionin ist die Basisaminosäure, auf der alle anderen Aminosäuren aufbauen, inclusive der DNA. Lysin ist unentbehrlich für Strukturproteine (Bindegewebe, Knochen, Haut und Sehnen), zur Bildung verschiedener Hormone und für einige andere wichtige Stoffwechselvorgänge. 

Fehlt eine der 8 essentiellen Aminosäuren im Stoffwechsel können auch alle anderen Aminosäuren nicht mehr genutzt werden. Sie müssen dann ausgeschieden werden. Es liegt also auf der Hand, dass es eine gute Idee ist, die wichtigsten limitierenden Aminosäuren als geschützte Aminosäuren zu ergänzen. Auch aus Kostengründen. Oft verursacht der Einsatz von essentiellen Aminosäuren Kosten von ca. 16 bis 17 Cent pro Kuh und Tag. Ein kg Rapsextraktionsschrot schlägt heute schon mit ca.30 Cent oder bedeutend mehr zu Buche. Bei Soja liegen wir inzwischen schon bei ca.45 Cent. Im Milchviehbereich sind bereits positive Effekte, wie die Steigerung der Milchleitung um bis zu 1,5 kg Milch und auch die Steigerung der Milchinhaltsstoffe auszumachen. Im Kälberbereich laufen bei uns gerade erste erfolgreiche Versuche, Sojaextraktionsschrot durch eine Kombination aus den Aminosäuren Lysin und Methionin sowie Rapsextraktionsschrot zu ersetzen.

Auf einen Proteinausgleich ist dabei zu achten.

Wenn Ihr mehr wissen wollt, nehmt gerne Kontakt zu unseren Beratern auf.

Sonnige Grüße aus Thüringen
Eure Christina Kaiser

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