Was ist Hufrehe?

pferdehufe auf weide

Hufrehe ist eine der schmerzhaftesten Krankheiten, die jedes Huftier treffen kann und sowohl physisch, wie auch psychisch eine Tortur für das Fluchttier Pferd ist. 

Als Hufrehe wird eine Entzündung der Huflederhaut bezeichnet. Diese verbindet das Hufbein mit der Hornkapsel. Bei einer Entzündung schwillt diese an, wodurch die Blutzirkulation im Huf gestört wird. Ist das Gewebe, das im Bereich der Seitenwände des Hufbeins für die gleichmäßige Aufhängung des Pferdegewichts in der Hornkapsel zuständig ist, überlastet, kommt es zu einer Entzündung. Dabei entsteht ein an dieser Stelle erhöhter Stoffwechsel, mit dem das Gewebe regeneriert werden soll. Im Verlauf der Entzündung und in der weiteren Folge entstehen durch die starken Schwellungen und den Flüssigkeitsaustritt Durchblutungsstörungen der sehr fein verästelten Gefäße des gesamten Hufes. Durch die engen Verhältnisse der starren Hufkapsel und der extrem guten Nervenversorgung in diesem Bereich verursacht das den Pferden starke Schmerzen.

Wodurch wird Hufrehe ausgelöst?

Es gibt verschiedene Auslöser:

  1. Belastungsrehe entsteht durch eine Überbelastung des Hufes. Ausgelöst durch langes Laufen auf hartem Boden oder durch eine einseitige Überlastung eines Hufes (z.B. nach einer Erkrankung und dadurch Ruhigstellung des gegenüberliegenden Beines).
  2. Stallrehe ist das Gegenteil der Belastungsrehe, nämlich eine durch zu lange Stallphasen und zu wenig Bewegung auftretende Rehe.
  3. Ursache der Vergiftungsrehe ist die Aufnahme von Giftpflanzen, wie z.B. Robinie, Eicheln, Wicken und anderen, aber auch durch Pilzsporen und Pestizide.
  4. Medikamentenrehe wird ausgelöst durch diverse Medikamente, wie z.B. Cortison.
  5. Rehe ist häufig eine Folge- oder Begleiterkrankung von:
  • Cushing- Syndrom
  • Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
  • Schilddrüsenerkrankung
  • Koliken
  • Darmentzündung nach Durchfallerkrankung
  • Kreuzverschlag
  • Zyklusstörung bei Stuten
  • Strom- und Blitzschlag

6. Futterrehe durch nicht art- und altersgerechte Fütterung.


Wie entsteht fütterungsbedingte Rehe?

Eine nicht der Tierart angepasste Fütterung ist die häufigste Ursache einer Reheerkrankung. Kohlenhydratreiche Fütterung fördert das Entstehen von Stoffwechselstörungen. Strukturlose, kohlenhydratreiche Fütterung (z.B. viel Getreide, wenig Heu) führen zu einer explosionsartigen Vermehrung der kohlehydratspaltenden Bakterien im Dickdarm. In Folge dessen wird vermehrt Milchsäure produziert. Der pH-Wert sinkt deutlich, was ein Massensterben der rohfaserverdauenden Bakterien zur Folge hat. Durch das Absterben der Bakterien entstehen Giftstoffe (Endotoxine), die in die Blutbahn gelangen. Erreichen diese die feinen Verästelungen in den Kapillaren des Hufes, kommt es zu einem Infarkt, einem Verschluss der Blutbahn und damit zu einer Störung der Blutzirkulation im Huf und der gefürchteten Entzündung der Huflederhaut.

Entgegen früherer Annahmen führt eine erhöhte Eiweißgabe nicht zu Hufrehe!

Futter mit einem hohen Anteil oder mit leicht verdaulichen Kohlenhydraten (Zucker, u.a. Fruktan, Stärke) wie Brot und Obst sind kritisch zu betrachten. Ebenso kann Getreide in hohen Mengen Auslöser für Hufrehe sein. Durch die schlechte Verdaulichkeit im Magen eines Pferdes gelangen große Mengen Kohlenhydrate in den Darm und lösen so ein Absinken des pH-Wertes im Darm aus.
Von großer Bedeutung ist zudem die Qualität des Heus. Heu ist nicht gleich Heu! Hier gilt es, ein paar Grundregeln zu beachten. Qualitativ hochwertiges Heu ist spät geschnitten (nicht vor Mitte Juni), hat einen sehr hohen Faseranteil und max. 12% Feuchtigkeit. Wird bei der Heugewinnung nicht korrekt gearbeitet, z.B. zu tief geschnitten, nicht ausreichend bzw. auch zu tief oder zu intensiv gewendet, gelangt Schmutz ins Futter, was zu einer Belastung z.B. durch Clostridien führen kann. Wird das Heu mit einer zu hohen Restfeuchte gepresst, bilden sich Schimmelpilze. Deren Gifte (Mykotoxine) können beim Pferd Hufrehe auslösen und sind häufig Ursache für Lungenerkrankungen.


Wie kann Hufrehe vorgebeugt werden?

Grundlage einer artgerechten Pferdefütterung ist eine vernünftige Versorgung mit Struktur, vor allem mit qualitativ hochwertigem Heu! Dies führt zu einer guten Speichelbildung während des Fressens. Durch das im Speichel enthaltene Natriumbicarbonat wird der pH-Wert im Magen -Darmtrakt erhöht. Dadurch wird die Magensäure gepuffert.
Zudem ist auf eine artgerechte Zusatzfütterung zu achten. Hohe Gehalte an Kohlenhydraten (z. B: Fütterung von Getreide) kann das Verdauungssystem des Pferdes nicht verarbeiten. Hier kann auf eine breite Palette an Zusatzfuttern zugegriffen werden, um das Pferd art-, leistungs- und altersgerecht zu versorgen.
Vermehrt treten Reheerkrankungen zum Anfang bzw. Ende der Koppelperiode auf. Ursache hierfür ist vielfach eine hohe Konzentration an Fruktanen. Dabei handelt es sich um Zucker, den die Pflanzen als Speicherstoff natürlich bilden. Sie sind ein Produkt der pflanzlichen Photosynthese, werden also am Tag gebildet. Neben der Tageszeit ist der Fruktangehalt in der Pflanze abhängig vom Entwicklungsstadium des Grases, er nimmt mit zunehmendem Pflanzenwachstum ab – frischer Aufwuchs versus Altgras (Heuqualität).
Wichtig in Bezug auf den Fruktangehalt ist auch die Zusammensetzung der Weide an Gräsern und Kräutern. Auf Klee und Weidelgräser sollte bei einer Pferdeweide aufgrund hoher Fruktangehalte verzichtet werden und dafür z.B. Wiesenlieschgras und Rotschwingelgras eingesät werden. Auch die Höhe des Grases ist von Bedeutung, da stark abgefressene Gräser Fruktan verstärkt einlagern. 

Merke: Grasmischungen für Rinder sind nicht für Pferde geeignet!

Aufgrund der tageslichtabhängigen Photosynthese ist die Fruktankonzentration abends am höchsten. In kühlen Nächten baut sich die Konzentration in der Pflanze deutlich geringer ab, als in wärmeren Nächten. Daher ist dringend davon abzuraten, die Pferde nach einer frostigen Nacht auf die Weide zu stellen. Bei Weidegang im späteren Herbst und im zeitigen Frühjahr sollten die Pferde vor dem Koppelgang mit Heu gefüttert werden. Dadurch kann eine ausreichende Strukturversorgung gewährleistet werden. Die Weidezeit beginnt man am besten mit einem kurzen, 15-minütigen grasen lassen an der Hand. Das steigert man langsam, aber kontinuierlich. 


Wie kann ich meinem Pferd bei einer akuten Hufrehe helfen?

Wenn Verdacht auf Hufrehe besteht, muss umgehend ein Tierarzt konsultiert werden. Parallel dazu sollte das Pferd in einer gut eingestreuten, weichen Box stehen. Fütterung ausschließlich mit qualitativ hochwertigem, strukturreichem Heu. Kühlung der betroffenen Hufe verschafft dem Pferd Linderung, da dies abschwellend wirkt. Über die weitere, eventuell auch medikamentöse Behandlung des Pferdes entscheidet der Tierarzt. 

Fütterung von Pferden 

Basis der artgerechten Pferdefütterung ist die Versorgung mit qualitativ hochwertigem Strukturfutter (Heu). Die individuelle, leistungs- und altersgerechte Fütterung ist mit Zusatzfuttern zu gestalten. Wichtig ist hier eine, dem Verdauungssystem des Pferdes angepasste, Zufuhr an Kohlenhydraten. 
Sollte qualitativ geringes Heu eingesetzt werden müssen, kann man zur Absicherung Nahrungsergänzer mit mineralischen Toxinbindern einsetzen. Diese sind in der Lage, Schadstoffe zu binden, so dass sie mit dem Kot ausgeschieden werden. Wir empfehlen hier den Einsatz unseres Ruppiner Rehe-Prevent.

 

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