Personalmanagement und Digitalisierung in der Rinderhaltung
Wie kann die Digitalisierung das Personalmanagement in der Rinderhaltung unterstützen?
Die Landwirtschaft gehört zu den Branchen, die oft händeringend nach Mitarbeitern suchen. Die Aufgaben sind teilweise körperlich schwer und vor allem Tiere unterscheiden nicht zwischen Wochentag und – ende oder gar Feiertag. Andererseits gilt die Landwirtschaft auch immer wieder als Vorreiter, wenn es um Digitalisierung geht und tatsächlich gibt es mittlerweile zahlreiche, spannende Möglichkeiten, die die Tierhaltung, in diesem Fall insbesondere die Rinderhaltung, vereinfacht haben.
In den unterschiedlichen Arbeitsbereichen gibt es oft schon verschiedene Möglichkeiten, die den Arbeitsalltag erleichtern. Für jeden Betrieb ist je nach Gegebenheiten oder Größe eine andere Variante die optimale Lösung. Wir zeigen aus den einzelnen Bereichen mehrere Möglichkeiten auf und schauen uns eine immer etwas detaillierter an.
MELKEN:
- Melkroboter
- Melkkarussel
- Batch Milking
- Der Anteil der Melkarbeit an der Gesamtarbeitszeit ist mit ca. 30-35 % relativ hoch, was jedoch auch ein gewisses Einsparpotential impliziert
- Beim Batch Milking werden die entsprechenden Tiere je nach Leistung oder Laktationsstadium in einen sogenannten Vorwartehof gebracht
- Um den Vorwartehof sind (kreisförmig) Melkstände angebracht, in die die Kühe dann, durch Futter angelockt, gehen
- Nach dem Melken können die Tiere vorwärts aus dem Melkstand treten und zurück in ihren Stallbereich laufen 1
Welche Vorteile bietet das Batch Milking?
- Effizienz: Kühe können täglich zu festen Zeiten und automatisch gemolken werden, reibungsloser, schneller Kuhverkehr, hoher Durchsatz / Stunde, die MLP kann ebenfalls voll automatisch erfolgen
- Zeitersparnis: Durch die Reduzierung manueller Arbeit, kann Arbeitszeit eingespart werden und es können bspw. bessere Arbeitszeiten realisiert werden
FÜTTERN:
- Futterverteil- und – mischwagen
- Fütterungsroboter:
- Der Fütterungsroboter besteht in der Regel aus mehreren Komponenten:
- Futterlager: Hier werden alle Futterkomponenten vorgestapelt, die in der Ration enthalten sind. Hierbei kann es sich um jegliche Grundfutter- oder Kraftfuttermittel sowie andere Futtermittel handeln.
- Mischsystem: Das Futter wird mit einem Portalkran oder Förderschnecken aus dem Lager zum Verteilsystem transportiert.
- Verteilsystem: Der Roboter verteilt das Futter über ein Förderband mit Recht-/Linksauswurf gleichmäßig in die Futtertröge oder auf die Futtertische des Stalls. Das wiederholte heranschieben der Futtermischung kann durch rotierende Bürsten, Schieber oder andere Mechanismen erfolgen.
- Steuerungssystem: Der Roboter wird über ein Steuerungssystem programmiert und gesteuert. Hier werden die Fütterungszeiten, die Menge des Futters und andere Parameter festgelegt.
- Überwachung: Der Roboter überwacht den Futterverbrauch und kann bei Bedarf automatisch nachfüllen. Es können auch Sensoren eingesetzt werden, um den Futterstand zu überwachen und Anomalien zu erkennen.
Welche Vorteile bietet ein Fütterungsroboter?
- Effizienz: Ein Fütterungsroboter ermöglicht eine automatisierte und präzise Fütterung der Tiere. Dadurch wird eine gleichmäßige Verteilung des Futters gewährleistet und es kommt zu weniger Verschwendung. Der Roboter kann auch den Futterverbrauch überwachen und bei Bedarf nachfüllen, um sicherzustellen, dass die Tiere stets ausreichend versorgt sind.
- Zeitersparnis: Da die Fütterung automatisiert ist, spart ein Fütterungsroboter viel Zeit ein. Es entfällt das manuelle Auffüllen der Futtertröge oder das Verteilen des Futters per Hand.
- Flexibilität: Mit einem Fütterungsroboter können verschiedene Fütterungspläne programmiert werden, um den individuellen Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Es können unterschiedliche Futtermittel verwendet und die Menge des Futters kann je nach Alter, Gewicht oder Gesundheitszustand der Tiere angepasst werden.
- Tiergesundheit: Durch eine präzise und regelmäßige Fütterung können mögliche Probleme wie Über- oder Unterversorgung vermieden werden. Die Tiere erhalten immer die richtige Menge an Nährstoffen, was zu einer besseren Gesundheit und Leistung führen kann.
- Datenüberwachung: Einige Fütterungsroboter verfügen über Sensoren und Datenerfassungssysteme, die Informationen über den Futterverbrauch, das Verhalten der Tiere und andere relevante Daten liefern. Diese Daten können analysiert werden, um Erkenntnisse über die Fütterungseffizienz, das Wachstum der Tiere oder mögliche Gesundheitsprobleme zu gewinnen.
KÄLBER:
- Waschanlage für Nuckeleimer
- Kälbertränke - Automat
- Milchtaxi
- Alle Modelle haben einen Mixer, der Milchaustauscher oder andere Nährstoffe optimal verteilt; eine Heizfunktion ist ebenfalls überall eingebaut
- So können Kälber in Einzel- oder Gruppenhaltung an jedem Ort gefüttert werden
- Milchpulver kann zuverlässig aufgerührt oder Vollmilch erwärmt oder pasteurisiert werden
- Variabel: selbständiges Fahren, Zeitschaltuhren, um die Milch gezielt vorzuwärmen; automatisches Reinigen
Welche Vorteile bietet ein Milchtaxi?
- Arbeitserleichterung: Das Tragen von Eimern fällt weg und es können größere Milchmengen transportiert werden. Zudem sind Milchtaxis mit Elektroantrieb leicht beweglich.
- Zeitersparnis: Durch schnelles Aufrühren und indem Vorgänge automatisch gestartet werden können, wird Arbeitszeit eingespart.
- Genauigkeit: Die Kälber werden immer mit der richtigen Menge in der richtigen Temperatur versorgt.
- Einfachheit: Die Bedienung ist verhältnismäßig einfach und wird schnell verstanden.
RUND UM DIE GEBURT:
- Kameras im Abkalbebereich
- Brunsterkennungs- und Geburtserkennungssysteme
- Viele Brunsterkennungssysteme arbeiten mit den Bewegungsdaten von Kühen
- Bewegung und Aktivität der Tiere werden über Sensoren, die am Hals- oder Fussband oder den Ohrmarken angebracht sind, gemessen
- Durch die Analyse von Bewegungsaktivität und Ruhephasen können Rückschlüsse auf den Brunstzyklus erfolgen
- Die Messung der Körpertemperatur durch Sensoren ist eine weitere Variante
- Während des Brunstzyklus steigt die Körpertemperatur leicht an, was ein Hinweis auf den Eisprung sein kann
- Durch regelmäßige Analysen von Milchproben auf bestimmte Hormone oder Stoffwechselprodukte können ebenfalls Rückschlüsse auf den Brunstzyklus gezogen werden
- Die Möglichkeit der visuellen Beobachtung, bspw. über Kameras
- Typische Anzeichen wie eine erhöhte Aktivität, Annäherungsversuche an andere Kühe oder verstärkte Lautäußerungen werden beobachtet
- Auch die Wiederkauaktivität wird überwacht
Welche Vorteile können Brunsterkennungssysteme haben?
- Zeitersparnis: Die Beobachtung muss nicht durch Mitarbeiter erfolgen; sie können andere Aufgaben wahrnehmen.
- Genauigkeit: Erkennen auch schwache Brünste, Studien bestätigen eine Brunsterkennung zwischen 85% und 95%.
- Es können ggf. kürzere Zwischenkalbezeiten erreicht werden.
Welche Faktoren sind noch für die Personalbindung entscheidend? 2
- Wertschätzung
- Mitgestaltungsmöglichkeiten
- Verbindlichkeit
- Lohnhöhe
- Arbeitszeiten / geteilte Arbeitszeiten; Zeitausgleich
Eine Fokussierung auf nur materielle Aspekte bringt meistens nur kurzfristige Effekte. Daneben gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten, die helfen können, Mitarbeiter zu finden und zu halten:
- Lehrlingsausbildung
- Mitarbeiter über soziale Medien wie Facebook oder Instagram finden: geben Sie Einblicke in den Hofalltag und möglicherweise sprechen bewegte Bilder den Ein oder anderen mehr an, als eine rein formelle Stellenausschreibung
- Stellen Sie Arbeitskleidung bereit und lassen Sie diese auch über den Betrieb reinigen
- Stellen Sie kostenfreie Getränke zur Verfügung; auch ein Zuschuss zum Mittagessen kommt gut an
- Mitarbeiter können bei Bedarf Technik und Werkstatt privat nutzen (nach vorheriger Absprache und Anmeldung)
- Teamevents
- Nutzen Sie die Möglichkeit der Sachzuwendungen und steuerfreien Geschenke für Ihre Mitarbeiter; Urlaubs- und Weihnachtsgeld
1: https://www.elite-magazin.de/news/nachrichten/automatisches-melken-zu-festen-zeiten-12417.html
2: https://www.lwk-niedersachsen.de/bezst-emsland/news/36883_Mitarbeiterbindung_und_Entlohnung?nav=2143
Fotos: lukesw; agrarmotive; Countrypixel / stock.adobe.com; privat