Warum brauche ich effiziente Futtermittel für meine Kühe und woran erkenne ich ob ein Futtermittel effizient ist?
Hallo, Ihr Lieben!
Wachstum ist eines der 7 Merkmale des Lebens. Ein gesunder Organismus ist dementsprechend immer an Wachstum interessiert. So passiert es ständig auf unserer Welt und unser Wirtschaftssystem baut darauf auf. Wir als Unternehmer haben uns weiterentwickelt und unsere Kühe haben sich weiterentwickelt. In Anbetracht begrenzter Ressourcen bedeutet Wachstum heute und vielleicht schon immer, Effizienz.
Das spiegelt sich im „Gesetz der abnehmenden Stückkosten" wider und im Pansen der Kühe erst recht. Die Fläche, auf der Futter wächst ist ein limitierender Faktor. Die letzten Dürrejahre haben uns das nur allzu deutlich gezeigt. Die (Stall)-Kapazitäten, auf denen wir Milchkühe halten können, sind begrenzt. Unsere Arbeitskräfte sind begrenzt. Vor allem auch unsere eigenen, als Vorstand, Herdenmanager oder Mitarbeiter. Demnach ist es nach wie vor wichtig, mit wenigen leistungsstarken und langlebigen Tieren in leistungsstarken Betrieben zu produzieren. Unsere Kühe sind so leistungsstark wie nie. Wir müssen sie nur in Ihrem Potential gut abholen.
Der erste limitierende Faktor ist das Futteraufnahmevermögen im Pansen. Fragen an effiziente Futtermittel sind:
- Wie effizient ist die Faser?
- Regt sie die Kuh zum wiederkauen an?
- Bildet sie eine optimale Schwimmschicht?
Antworten geben uns im ersten Schritt die Partikellänge, der Rohfasergehalt und der Strukturwert. Auch ein sensorischer Test ist hier sinnvoll.
- Wie verdaulich ist die Faser?
Das können wir inzwischen im Labor über die Analyse von:
- ADF (Faser, die im Labmagen mit Säure aufgeschlossen werden kann)
- NDF (Faser die neutral aufgeschlossen werden kann, im Pansen und von Pansenmikroben)
- ADL (Faser, die zum Wiederkauen anregt, die Passagerate bremst und ansonsten für die Kuh wertlos ist)
überprüfen.
Noch effizienter wird es, wenn wir wissen, über welchen Zeitraum die Faser abgebaut wird. Schnell und hochverdaulich bedeutet effizient und mehr Milch. Immer unter der Bedingung, dass der Pansen nicht übersäuert. Den genauen Grad findet Ihr gemeinsam mit Eurem Berater, Tierarzt und dem Labor.
- Wie hoch ist die Energiedichte des Futters?
Die Energiedichte wird in NEL angegeben. Je mehr NEL, je leichter verdaulich, je besser stoffwechselverfügbar und umso effektiver das Futter.
Na das war ja einfach. Oder? Wie stoffwechselverfügbar ist es? Dazu findet Ihr etwas in meinem Beitrag Fett ist nicht gleich Fett oder im ersten Teil zur effizienten Fütterung. Wie stark und wie schnell senkt es den Pansen-pH-Wert? Das lässt sich heute mit moderner Analytik noch genauer feststellen. Dabei ist auch eine wichtige Frage, wie schnell verdauen die Pansenmikroben die Rationsbestandteile, wieviel Säure wird dabei gebildet und wie schnell gelingt es der Kuh und den Mikroben diese Säure zu absorbieren oder zu puffern? Zucker und Stärke sind relativ preiswert und haben relativ viel NEL aber sie haben auch ein großes Potential, den Pansen-pH-Wert schnell abzusenken. Daher ist der Einsatz begrenzt. Aber es gibt einige Möglichkeiten gegenzusteuern:
- Der Speichel der Kühe hat eine Pufferwirkung (beim Wiederkauen wird Speichel gebildet)
- Wir können Puffersubstanzen füttern (Natriumbicarbonat, Bison, Bisan)
- Proteine, besonders pansenverfügbare, haben auch eine Pufferwirkung
- Und die ganz kleinen Stellschrauben - Kationen
Futterfette haben noch mehr NEL als Stärke oder Zucker und sie senken den pH-Wert im Pansen kaum. Allerdings ist der Stoffwechsel der Kühe nicht so besonders toll auf die Fettverdauung ausgelegt. Das liegt an der Evolution. Als Pflanzenfresser sind die Kühe selten in den Genuss hoher Fettkonzentrationen im Futter gekommen. Anders als wir Allesfresser oder die Fleischfresser.
Auch da sind inzwischen Möglichkeiten gefunden, ein bisschen Abhilfe zu schaffen. Mit pansengeschützen Fetten (durch Härten, Verseifen oder native Zellmembranen) und mit langkettigen ungesättigten Fettsäuren. Diese kommen auf dem ursprünglichen Speiseplan des Pflanzenfressers häufiger vor und der Stoffwechsel der Kühe kann besser damit umgehen. Nicht die Mikroben. Daher ist es sinnvoll, wenn man effektiv füttern will, auf beide Quellen zurück zu greifen.
Ja und dann gibt es da noch die Proteine und da ist der nXP- Gehalt vor allem entscheidend. Je höher und je besser verdaulich, umso effektiver. Aber auch hier gibt es Einschränkungen, Kniffe und Tricks. Vor allem, wenn wir noch mehr rausholen wollen aus unserem Futter. Auf die Proteine bin ich in einem meiner vorangegangenen Beiträge schon einmal eingegangen. Da sind zum Beispiel Aminosäuren unter bestimmten Voraussetzungen sehr effizient, weil nur sehr geringe Mengen benötigt werden, um Effekte zu erzielen und damit im Pansen Platz frei wird. Auch Harnstoff und Slow-release Harnstoff sind Futtermittel, die im Pansen Platz schaffen können, weil nur sehr kleine Mengen gebraucht werden. Das geht nur unter der Voraussetzung, dass für die Pansenmikroben alle Bedingungen erfüllt sind, um aus dem Stickstoff, durch Zellteilung, Protein zu machen. Dazu gehören unter anderem schnell verfügbare Kohlehydrate, wie zum Beispiel Zucker. Um auch noch das letzte bisschen Kapazität im Verdauungssystem ausnutzen zu können, ist es sinnvoll mit einem Teil des Proteins den Pansen zu umgehen. Es quasi dem Zugriff der Pansenmikroben zu entziehen und Euren Kühen gleich im Dünndarm zur Verfügung zu stellen. Das ist das Durchflussprotein UDP. Je höher die Leistung umso mehr UDP. Mindestens aber 25 % vom Protein XP.
Ihr Lieben, Füttern ist eine spannende Sache, die einen maßgeblichen Anteil am Erfolg unserer Arbeit hat und einen gewissen Aufwand bedeutet. Daher beraten wir Euch gern!
Eure Christina Kaiser